Beachtenswertes bei Schwarmfinanzierungen

Seit einigen Jahren nehmen auch in Deutschland Finanzierungsangebote für Start-ups und auch für etablierte Unternehmen zu, welche sich aus einer Vielzahl, einem „Schwarm“ von Geldgebern speisen. Solche Schwarmfinanzierungen wiesen in Jahren 2013 bis März 2018 allein in Deutschland bereits ein Finanzierungsvolumen von rd. 310 Millionen Euro laut einer Studie des ifo-Instituts auf. Dabei sind Schwarmfinanzierungen vom „Crowdfunding“ und vom „Crowdlending“ zu unterscheiden, weswegen mit diesem Blogbeitrag einige grundlegende Informationen für „finanzierungsschwärmende“ junge und etablierte Unternehmen gegeben werden sollen.

 

Als Überblick können folgende Grundtypen von Schwarmfinanzierungen, bei denen ein/e „Unternehmer/in“ oder Unternehmen eine Vielzahl an Geldgebern über spezifische Internetplattformen umwirbt, unterschieden werden.

 

1. Crowdfunding häufig als Oberbegriff verwendet

 

Das „Crowdfunding“ wird häufig auch als Synonym für die nachfolgenden Schwarmfinanzierungsarten verwendet, da es sehr gut die Ursprünge des „schwärmenden Geldgebens“ bezeichnet. Beim Crowdfunding im engeren Sinne geht es um das Einwerben von vielen „Klein-Spenden“ für sozial-kulturelle Projekte (z.B. Film, Umweltprodukte, gemeinnützige Vorhaben etc.). Als Gegenleistung bekommen die Geldgeber häufig (im-) materielle „Geschenke“ wie Freiexemplare, CD, Sponsorennennungen, Danksagungen, Autogramme etc., und manchmal im Falle der Rückzahlung auch eine Verzinsung auf das gegebene Geld wie am Beispiel des Films „Stromberg“ zu verfolgen ist.

Der „Mechanismus“ des Geld-Leistungs-Austausches liegt in einer sozialen, persönlichen und inhaltlichen Identifikation des Geldgebers mit dem Vorhaben und dem „Unternehmer“ bzw. Unternehmen auf einfacher, eventuell nicht schriftlicher Vertragsgrundlage. Die Vermittlung dieser „Geldspenden“ vieler „Mäzene“ geschieht häufig über eher provisions-freie Plattformen oder gegen eine geringe „Goodwill-Gebühr“.

 

2. Crowdinvesting und Crowdlending als unternehmerische Schwarmfinanzierungen

 

Hingegen sind das „Crowdinvesting“ wie auch das „Crowdlending“ wirtschaftlich ausgerichtete Formen der „Geldanlage“ bzw. des „Geldleihens“ vieler Geldgeber an eine/n Unternehmer/in bzw. Unternehmen über spezifische Internetplattformen. Dabei geht es um das Einwerben von kleineren oder größeren Geldbeträgen für unternehmerische, innovative Gründungsideen und Wachstumsprojekte, sei es als „wirtschaftliches Eigenkapital“ in Form des „Investorenmodells“ oder in Darlehensform. Als Gegenleistung werden den Geldgebern alternativ Zinsen, Gewinnanteile, Wertsteigerungen oder erhöhte Rückkaufswerte der Geschäftsanteile angeboten. In Abhängigkeit vom tatsächlichen Innovationsgrad des Vorhabens und der Höhe des einzubringenden Geldbetrages besteht ein mehr oder weniger überschaubar bis hohes Risiko für den Anleger. Der „Mechanismus“ des Geld-Leistungs-Austausches liegt in einer wirtschaftlichen und inhaltlichen Identifikation des Geldgebers mit dem Unternehmen bzw. Vorhaben und dem Unternehmer auf vertraglicher Basis. Die Vermittlung solcher vielen Investoren oder Geldleiher geschieht über provisionsgetriebene Internetplattformen, die ähnlich hohe Anforderungen an eine professionelle Darstellung des Projektes wie ein Risikokapitalgeber stellen.

 

Gemeinsamkeiten der Formen von Schwarmfinanzierungen

 

Die Gemeinsamkeiten aller Schwarmfinanzierungsformen sind:

  • Einschaltung spezialisierter Online-Plattformen für die großzahlige Anwerbung der Einzahlungen von der Geldgeber-Zielgruppe.
  • Sammlung der vielen Einzahlungen auf ein Treuhandkonto bis zur ausgelobten Summe, falls Projekt nicht durchgeführt wird, wird über dieses Treuhandkonto der Rückfluss der Finanzmittel an die Geldgeber abgewickelt.
  • Der Geldeinsammler bzw. „Unternehmer/in“ muß
    • sich persönlich und sein Unternehmen ausführlich zu erkennen geben,
    • sein möglichst innovativ-einzigartiges Konzept nachvollziehbar authentisch und …
    • …zugleich einer großen Empfängerschar als „begehrenswert“ kommunikativ „verkaufen“ können,
    • kein Problem mit der „Veröffentlichung“ seines Projektes und dessen wertvoll-lukrativen Kern haben (= „Sozialisierung“ des im-/ materiellen Nutzens),
    • Internet-Kommunikationsmaßnahmen wie SEO, SEM, SMM in kurzer Zeit (höchstens 3 Monate) zum öffentlichkeitswirksamen Transport seines Vorhabens erfolgreich, also mit einer großen Reichweite zu potentiellen Geldgebern hin einsetzen.

 

Schwarmfinanzierungen als mögliche alternative Finanzierungsform

 

Als erstes Fazit kann festgehalten werden, daß auch auf dem deutschen Finanzierungsmarkt die Schwarmfinanzierungen angekommen sind und unter bestimmten Umständen für neue und innovative Vorhaben aus dem sozialen und wirtschaftlichen Bereich eingesetzt werden. Nicht immer, aber vielleicht zunehmend stellen Crowdfunding & Co. eine Alternative zur herkömmlichen Bank- oder Investorenfinanzierung dar, wenn die Bank aus Risikoerwägungen heraus eine Finanzierung des Vorhabens ablehnt oder sich bei kulturellen Vorhaben als nicht zuständig sieht. Gleichwohl bleiben Schwarmfinanzierungen aber immer auch Risikofinanzierungen.

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